Simon zeigt die Witenen in allen Facetten: Ihre brütenden und durchziehenden Vögel, ihre unermüdlichen Insekten und Schmetterlinge, ihre verschiedenartigen Pflanzen, den Wind, der sein Spiel treibt mit Blumen und Büschen, die stille Schneestimmung, den Sturm, der die hohen Tannen am Rand der Witenen in Bewegung setzt, das Gewitter, das Mensch und Tier in die Flucht schlägt (ausser natürlich Simon, der das Gewitter filmt – aus dem Auto, wie er auf Nachfrage verrät). Auch die wundervolle Aussicht, die charakteristischen Stimmen der Vögel, die weidenden Kühe, das Wesen der Spaziergänger, Joker, Hundehalter und Velofahrer löst manchen Lacher und Ausruf aus.
Und dazwischen immer wieder Popcorn.
Der zweite Teil nach der Pause ist der Zeitlupe gewidmet. Man sieht eindrücklich mit wieviel Mühe der Grünfink und der Distelfink einen Sonnenblumenkern schälen, wie sie kopfvoran einen Kern aus der Sonnenblume picken, wie die Insekten mit ihren Beinen einen Ort ertasten, wo sie sich niederlassen können und eine Fliege, die mit einem Admiral sehr respektlos umgeht. Die Spatzen schwanken an den Stängeln des Rietgrases hin und her, wo sie mit einiger Mühe die feinen Rispen abreissen. Und wieder die Insekten, die mit ihren Beinen nach einem Halt tasten, weil sie das mit ihren Facettenaugen nicht sehen können. Gelächter löst auch der Buchfink aus, der auf einem Bein balancierend steht. Vielleicht hat er das einmal bei einem Reiher gesehen. Bewundernd sehen wir dem Waldbaumläufer zu, der im Rhythmus der Musik den Baum hochgeht und wie das Mönchsgrasmücken-Weibchen den Kopf nach allen Seiten dreht, als ob es der Musik der Klarinette lauschen würde!
Am Schluss kriecht eine Weinbergschnecke über die Leinwand – in normalem Tempo.
Der Applaus ist lang und man sieht, dass die Zuschauer berührt sind von der unspektakulären Umgebung, in der wir leben, die doch so spektakulär daherkommt, wenn man zu sehen weiss.
Schlusswort von Simon: Wenn man filmt, vergisst man die Zeit.
Rita Tanner