Wusstest du, dass die Vogelwarte eine Stiftung ist? Ihre Hauptanliegen sind die Forschung, die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit. Die einzelnen Bereiche arbeiten eng zusammen.
Bei der Artenförderung geht es um Strategien, wie Vögeln geholfen werden kann. Der Einsatz betrifft 3 Ebenen:
- Lebensraumschutz, der die ganze Landschaft betrifft
- Schutzgebiete oder ökologische Infrastruktur
- Artenförderung und -schutz
Aus der internationalen roten Liste werden die Arten unterstützt, die für die Schweiz prioritär sind, insgesamt 31.
Vorerst muss man wissen, was Vögel mögen:
Im Kulturland suchen sie Brachen, Büsche, Altgrasstreifen, Inseln, Wiesen, die in zwei Zeitabschnitten gemäht werden. Im Kulturland haben es die Vögel immer schwerer. Bei den Feuchtgebieten ist es wichtig, dass sie naturnah und strukturreich sind, dass die Flüsse und Bäche mäandrieren dürfen und dass Schilfgürtel vorhanden sind. Im Siedlungsgebiet bevorzugen Vögel naturnahe und strukturreiche Flächen, einheimische Bepflanzung, Bäume und Sträucher, Blumenwiesen, die reich an Insekten sind. Man darf im eigenen Garten kreativ sein und Ideen entwickeln. Ein Wald mit stehendem und liegendem Totholz, Lichtungen und einer gewissen Feuchtigkeit helfen den Arten, die im Wald leben und brüten. Wo Totholz zugenommen hat, stellt man auch eine Zunahme der Arten fest.
Die Vogelwarte hat Strategien entwickelt und hilft auch gerne solche zu finden für ganz bestimmte Gebiete. Sie unterstützt mit Motivation, Beratung und Information. Es gibt beschriebene Beispielprojekte und ausführliche nationale Aktionspläne bislang für 6 Arten. Es gibt auch Infoblätter, die man an Interessierte oder Betroffene abgeben kann.
Wie nun wird eine Art gefördert?
Die Vogelwarte ist sehr engagiert in der Forschung und tauscht sich regelmässig national und international über neues Wissen und Erfahrungen aus.
Ein paar Beispiele von positiven Erfahrungen und Erkenntnissen.
Gartenrotschwänze bevorzugen spezielle Nistkästen, in die kein anderer Vogel geht.
Turmfalken haben schweizweit zugenommen wegen der vielen Nistkästen, die Freiwillige aufhängen und betreuen.
Der Kiebitz war ursprünglich ein Vogel der Feuchtgebiete, hat sich aber an das Ackerland angepasst und brütet gern auf den Erhöhungen der Ackerfurchen, wo er aber vom Bauern nicht gesehen wird. Freiwillige spüren sie auf und informieren die Bauern, die oft gern mithelfen, sie zu schützen, indem sie das Gebiet, wo ein Kiebitz brütet aussparen beim Befahren mit dem Traktor. Gute Erfahrungen hat man mit Zäunen gemacht, die man um Brutgebiete zieht. Mit Zaun überleben viel mehr Kiebitze als ohne.
Die Grauammer profitiert von Strukturen. Im Gegensatz zur Feldlerche liebt die Grauammer dichte Wiesen. Leider werden diese im Flachland sehr früh abgemäht. Auch hier braucht es das Gespräch.
Der Ziegenmelker hat ganz konkrete Ansprüche an seinen Lebensraum. Weil er uns diesen nicht mitteilen kann, setzt sich die Vogelwarte für ihn ein. Sein Bedürfnis wurde mit GPS-Sendern erforscht. Der Ziegenmelker liebt einen Wald mit Bäumen, die er als Warte benutzen kann und einen lückigen Unterboden, wo er seine Nahrung findet kann. Überrascht war man zu sehen, dass er nicht nur im nahen Umkreis des Nestes nach Nahrung sucht, sondern auch aus dem Wald recht hoch hinauffliegt. So hat man gelernt, dass ein Schutz in engem Umkreis des Nestes nicht genügt.
Der ideale Lebensraum für das Auerhuhn ist ein Nadelwald mit Verstecken und freien Flächen. Um die Art zu erfassen ist eine Drohne mit Wärmebildkamera eine gute Hilfe.
Schön wäre, wenn die Leute beim Bauen an die Mehlschwalbe denken würden. Sie bevorzugt eine strukturreiche Umgebung, sie braucht Lehm, wenn sie ihr Nest selbst bauen soll und wenn man ihr eine Nisthilfe anbieten will, sollte man sich zuerst vergewissern, dass es in der Nähe noch mehr Mehlschwalbenkolonien hat. Es gibt im Netz eine Informationsquelle für Gemeinden: Web-GIS.
Der Flussuferläufer nimmt zu, wahrscheinlich nicht an Gewicht aber an Zahlen, vor allem in Alpentälern mit Kiesbänken im Fluss. Es ist allerdings nötig, dass man den Besucherstrom leitet, und dass Rancher vor Ort sind, um zu informieren, weil die Menschen die Kiesbänke auch lieben.
Artenförderung ist vielschichtig und verlangt ein beharrliches dranbleiben. Mit Monitoring und Forschung schafft man Wissen und kann Massnahmen planen. Das Sensibilisieren der Bevölkerung ist ein wichtiger Teil, um Lebewesen zu schützen. Man befähigt Freiwillige und beobachtet, um Massnahmen, wo nötig, anzupassen.
Nützen unsere Anstrengungen? Die Zahlen sprechen dafür. Wer weiss, was wäre, wenn wir nichts tun würden?